„Ich bin dann mal die Milch holen“ – Mein grüner Kombi rollt vom Hof in Richtung Monschau in der Eifel. Auf dem Hugotshof der Familie Hugot stehen vier Milchkühe vom Tiroler Grauvieh. Diese selten gewordene Rasse, die an das Leben in den Bergen angepasst ist, wird weniger für die industrielle Milch- und Fleischproduktion gezüchtet. Sie hat andere Qualitäten als hohe Milcheistung und das schnelle Erreichen des Schlachtgewichtes. Sie ist robust, gutmütig und problemlos im Charakter. Der Tiroler Grauviehzuchtverband beschreibt sie folgendermaßen: Bitte hier klicken
Soweit die Theorie. Nun haben also vier Rinder ihr neues Zuhause in der nicht ganz so hoch gelegenen Eifel gefunden, auf einem Hof, der sich um den Erhalt alter Rassen bemüht. Dort führen die vier Damen ein beschauliches Leben zwischen Hochlandrindern, Wollschweinen, Indischen Laufenten, walliser Schwarzhalzziegen und Schwarznasenschafen. Nun ja, ganz so beschaulich dann vielleicht doch nicht, denn Birne (eine der Kühe) ist hochschwanger!
Während Milch, Gemüse und Obst die Besitzer wecheln, stellt Melanie Hugot mit kennendem Blick fest: „Du, ich glaube Birne kalbt gleich“ – „WAAAAS?“
Als Mutter von zwei Kindern ist einem das Thema ja nicht ganz fremd, aber von der professionelle Gelassenheit, die Melanie und ihr Mann ausstrahlen bin ich meilenweit entfernt. Und so lassen die beiden Birnchen mal machen. Und Birne macht. Sie legt sich mitten auf die Weide:
Mit den Füßen fängt alles an und wenig später:
Willkommen, Kleines!
Mutter und Kind sind wohlauf
Patentante Margarete auch
Was für ein Abenteuer! Nun muss Margaretchen aber erst mal trinken. Birne ist ein bisschen schwach und unwillig, nun auch noch zur Melkmaschine zu traben. Damit die Mutter-Kind-Bindung nicht zu stark wird und Birne nur noch Margaretchen an ihr wertvolles Euter lässt, müssen die beiden getrennt werden. Das ist das Opfer, dass alle Milchkühe und ihre Kälbchen bringen müssen. Ob Birne sonst auch alle drei Stunden in der Nacht rausmüsste, so wie wir damals, weiß ich leider nicht. Wenn ja, hat sie wenigstens eine ungestörte Nachtruhe.
Nun ist also Handanlegen angesagt. Mit geübten Griffen streicht Melanie die wertvolle erste Milch aus dem Euter. Ich versuche, es ihr gleichzutun mit mäßigem Erfolg. Bin ja auch nur Patentante und bringe lieber Kuchen und Päckchen zum Geburtstag…